Pilgerndes Gottesvolk – geeintes Gottesvolk
Zum Schluß: der Schlüssel
Wäre das, was bisher gesagt wurde, alles, so wäre ein Vorbehalt unvermeidbar: zu glatt, zu wenig „geerdet“, zu weit weg von den so bedrängend erfahrenen Spannungen im Leben der Kirche, im Leben der Einzelnen, im Leben der Menschheit. Es gibt nur eine Berechtigung für eine solchermaßen „idealtypische“ Skizze, die das Bild der aus der Einheit der Dreieinigkeit geeinten Kirche einschreibt in das nüchterner und demütiger wirkende Bild der Kirche als pilgerndes Gottesvolk. Diese Berechtigung ist der gekreuzigte Christus, jener, der die Ferne Gottes, das Schweigen [374] Gottes, die Verlassenheit von Gott ausgehalten und ausgelitten hat. Nur weil in ihm sich Gott ganz einsmachte mit der wirklichen Welt, gibt es jenen Weg, auf welchem unser Leben, wie es ist, Platz findet im Herzen Gottes für ewig und Gottes Leben Platz findet im Leben der Menschen und der Menschheit für immer. Nur im Nullpunkt Jesu radikaler Selbsthingabe bis hin zur Gottverlassenheit sind auch alle menschlichen Erfahrungen geeint, kompatibel, in Ruf- und Reichweite zueinander.
Der Entschluß, dem pilgernden Gottesvolk, dem aus der Dreifaltigkeit geeinten Gottesvolk das Leben und den Dienst zu schenken, kann nur gültig und wirksam werden im täglich neuen Ja zu diesem Kreuz- und Schlüsselpunkt der Gottes- und Menschengeschichte. Hier berühren wir die Lebensmitte auch dessen, dem diese Überlegungen gewidmet sind.