Voraussetzung des Dienstes: dienende Gemeinde
„Gleichzeitig“ zu den anderen Gemeinden und zur Gesamtkirche*
Gleichzeitigkeit bedeutet Intensität und Offenheit, und so ist nicht nur das Miteinander in der Gemeinde, sondern auch das Miteinander der Gemeinde mit allen Gemeinden, mit der Kirche im ganzen konstitutive Dimension ihrer Gleichzeitigkeit. Die nachkonziliare Betonung der einzelnen Gemeinde, die Entdeckung, daß im Neuen Testament die Rede von der Kirche meist Rede von der konkreten Gemeinde ist, darf nicht zu einer romantischen Verengung, zu einer mit dem Geist verbrämten Eigenbrötelei der Gruppe oder der Gemeinde führen. Die Gemeinde, die in sich wesenhaft Gemeinde aus Juden und Griechen ist, ist genauso notwendig Gemeinde mit allen Gemeinden; die communio der Gemeinden miteinander ist von allem Anfang an der Stoff, aus dem kirchliches Leben sich erbildet. Es wäre paradox, in einer immer mehr eins werdenden Welt, in einer immer dichteren Verflechtung aller Gesellschaften zur Weltgesellschaft ausgerechnet Kirche nur punktuell zu verstehen, sie auf Gemeinde zu beschränken und sie so ihres vom Konzil beschworenen Charakters als Zeichen der Einheit der Gesamtmenschheit zu berauben. Gewiß ist die Gemeinde nicht Ortsgruppe der Weltorganisation Kirche, aber ebensowenig ist Kirche Summe autonomer Gemeinden, die nur durch den abstrakten Bezug auf den über allen schwebenden Herrn koordiniert würden. Der seine Jünger sammelnde Herr ist zugleich jener, der ins Je-Weiter aufbricht und dabei die Jünger mitnimmt; der die Gemeinde stiftende [28] und besuchende Apostel ist jener, der sein je weiteres Herz und seine je größere Sorge in die Gemeinde hineingibt.